Veganismus: Warum ich mich für Tiere und Menschen entschieden habe

Ich lebe vegan. Für viele klingt das nach Verzicht: kein Käse, kein Steak, kein Ei zum Frühstück. Für mich ist es das Gegenteil. Es ist ein Akt der Wahlfreiheit, ein Ausdruck von Empathie – gegenüber Tieren, aber auch gegenüber Menschen. Denn Veganismus bedeutet für mich nicht nur, Tierleid zu vermeiden. Er bedeutet auch, menschliches Leid sichtbar zu machen und sich ihm entgegenzustellen.

🐄 Tierrechte – der Anfang meines Weges

Mein Weg begann, wie bei vielen, mit einem Video. Du weißt schon – eine Doku, die man nachts auf YouTube entdeckt, bei der man zuerst wegsieht, dann pausiert und schließlich nicht mehr wegsehen kann. Ich sah, wie Tiere in der Massentierhaltung behandelt werden, wie sie leiden, schreien, sterben. Und ich fragte mich: Was zur Hölle mache ich da eigentlich mit meinem Konsum möglich?

Vegan zu leben war für mich zuerst ein Protest gegen diese systematische Gewalt. Doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto größer wurde das Bild. Es ging nicht mehr nur um Kühe, Schweine und Hühner. Es ging um Klimakrisen, Hunger, Ausbeutung, soziale Ungerechtigkeit – und plötzlich wurde mir klar: Veganismus betrifft uns alle.



🌍 Veganismus als Menschenrechtsthema

1. Ernährungsgerechtigkeit beginnt auf dem Acker

Wusstest Du, dass rund 80 % der weltweiten Sojaernte an Tiere verfüttert wird – während auf der anderen Seite des Planeten Millionen Menschen hungern?

Diese Ungleichheit hat mich fassungslos gemacht. Denn die Pflanzen, die wir heute für Tiere anbauen, könnten direkt Menschen ernähren – effizienter, gerechter, nachhaltiger.

Wenn wir das Ernährungssystem umstellen, könnten wir Milliarden Menschen Zugang zu Nahrung und Wasser ermöglichen. Für mich ist das keine abstrakte Statistik, sondern ein Menschenrecht. Und jeder vegane Einkauf wird damit zu einem Statement: Ich stelle mich gegen Hunger – nicht nur symbolisch, sondern konkret.



2. Die unsichtbaren Arbeiter:innen hinter dem Fleisch

Ich bin ehrlich: Über die Bedingungen in Schlachthöfen habe ich anfangs kaum nachgedacht. Doch dann las ich Berichte von migrantischen Arbeitskräften, die unter unmenschlichen Bedingungen schuften: 12-Stunden-Schichten, keine Schutzkleidung, keine Rechte, kaum Lohn. Menschen, die aus Angst vor Abschiebung oder Jobverlust alles ertragen – und für uns das blutige Geschäft erledigen.

Seitdem frage ich mich bei jedem Produkt: Wer musste dafür leiden? Nicht nur Tier, sondern Mensch. Veganismus bedeutet für mich auch, Solidarität mit diesen Arbeiter:innen, die oft keine Stimme haben. Wir entziehen einem System die Energie, das auf Ausbeutung basiert – und bauen gleichzeitig die Vorstellung davon auf, dass alle Lebewesen Schutz verdienen.



3. Regenwald, Indigene, Menschenwürde

Für Weideflächen und Tierfutter wird täglich Regenwald abgeholzt – Lebensraum nicht nur für Tiere, sondern auch für indigene Gemeinschaften, die damit ihre Existenz, ihre Kultur, ihre Rechte verlieren. Was wie ein ökologisches Problem wirkt, ist in Wahrheit ein Verstoß gegen die Menschenrechte: gegen das Recht auf Leben, Heimat, Identität.

Ich sehe Veganismus deshalb auch als Schutzmaßnahme – für Menschen, die kaum je gehört werden, und für Gebiete, die wir alle zum Überleben brauchen.



♻️ Klimagerechtigkeit: Wer zahlt den Preis für unser Schnitzel?

Die Tierindustrie gehört zu den größten Klimakillern. Methan aus der Rinderhaltung, Abholzung für Tierfutter, Transporte, Verarbeitung – all das heizt die Erderwärmung an. Doch die Rechnung zahlen andere: Menschen im Globalen Süden, die unter Dürren, Fluten und Ernteausfällen leiden, obwohl sie kaum zum Problem beigetragen haben.

Vegan zu leben bedeutet für mich deshalb auch: Verantwortung übernehmen. Ich reduziere meinen ökologischen Fußabdruck, nicht aus Zwang, sondern aus Respekt vor anderen Leben. Und ich wünsche mir, dass wir diesen Respekt gemeinsam in die Welt tragen – Schritt für Schritt, Teller für Teller.



🙌 Mitgefühl ist grenzenlos – oder sollte es sein

Was mich immer wieder berührt, ist dieser Gedanke: Leid ist universell. Es kennt keine Spezies, keine Nationalität, keine Sprache. Ein Kalb, das nach seiner Mutter ruft, ein Mensch, der vor Hunger weint, eine Mutter, die ihr Kind in der Dürre verliert – all das ist Schmerz. Und jeder Akt des Mitgefühls zählt.

Wenn Du vegan lebst oder es erwägst, dann tust Du mehr, als nur Tiere zu schützen. Du setzt Dich für eine gerechtere, friedlichere Welt ein. Und glaub mir: Es fühlt sich richtig an.



Und was kannst Du tun?

– Probiere vegane Alternativen aus – ja, auch wenn sie nicht sofort „wie früher“ schmecken.
– Informiere Dich: über Lieferketten, Produktionsbedingungen, Menschenrechte.
– Sprich darüber – respektvoll, ehrlich, offen.
– Und vor allem: Mach mit Deinen Entscheidungen einen Unterschied. Es beginnt im Kleinen.



Ich weiß, niemand ist perfekt. Auch ich habe nicht von heute auf morgen alles richtig gemacht. Aber ich habe angefangen – und das zählt. Du musst kein Aktivist sein, kein Vorzeige-Veganer, kein Moralapostel. Du musst nur bereit sein, hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen.

Denn am Ende geht es nicht um Verzicht, sondern um Gewinn: an Menschlichkeit, an Mitgefühl, an Würde – für alle.

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