Wenn wir über die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes sprechen, denken die meisten Menschen zuerst an die Shoah, den Völkermord an sechs Millionen Jüd:innen. Doch die Nazis verfolgten und ermordeten noch viele weitere Gruppen, die nicht in ihr Weltbild passten. Insgesamt fielen dem NS-Regime über 11 Millionen Menschen zum Opfer.
Ich möchte Dir hier zeigen, wer neben Jüd:innen in Konzentrationslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet wurde – und warum es wichtig ist, auch diese Opfer zu erinnern.
—
1. Sinti und Roma („Porajmos“) – Der vergessene Völkermord
Die Nazis betrachteten Sinti und Roma als „rassisch minderwertig“ und verfolgten sie systematisch.
• Zwischen 220.000 und 500.000 Sinti und Roma wurden ermordet.
• Viele wurden in Konzentrationslagern wie Auschwitz-Birkenau in einem eigenen „Zigeunerlager“ interniert.
• Der Völkermord an Sinti und Roma wird als Porajmos („das Verschlingen“) bezeichnet.
Erst Jahrzehnte nach dem Krieg wurde der Porajmos offiziell als Völkermord anerkannt.
—
2. Politische Gegner:innen und Widerstandskämpfer:innen
Die Nazis verfolgten alle, die sich gegen das Regime stellten:
• Kommunist:innen, Sozialist:innen und Gewerkschafter:innen wurden inhaftiert und ermordet.
• Mitglieder des deutschen Widerstands, darunter die Weiße Rose (Sophie und Hans Scholl) und die Rote Kapelle, wurden hingerichtet.
• Kriegsgefangene, insbesondere sowjetische Soldaten, wurden massenhaft ermordet – über 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene starben in deutschen Lagern.
—
3. Menschen mit Behinderungen („Aktion T4“) – Der erste systematische Massenmord
Die Nazis betrachteten Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen als „lebensunwertes Leben“.
• Über 300.000 Menschen mit Behinderungen wurden ermordet.
• Die „Aktion T4“ war ein geheimes Programm zur systematischen Tötung von Behinderten durch Vergasung oder Giftspritzen.
• Viele Opfer wurden in Einrichtungen wie Hadamar, Grafeneck und Bernburg ermordet.
Diese Morde gelten als Vorläufer der späteren Vernichtungslager.
—
4. Homosexuelle Menschen – Verfolgt und ermordet
Die Nazis verfolgten homosexuelle Männer besonders brutal.
• Etwa 10.000 bis 15.000 homosexuelle Männer wurden in Konzentrationslagern inhaftiert.
• Sie mussten den rosa Winkel als Kennzeichnung tragen.
• Viele wurden ermordet oder durch medizinische Experimente gefoltert.
Nach dem Krieg wurden viele Überlebende weiterhin diskriminiert und erhielten erst spät Anerkennung als Opfer des NS-Regimes.
—
5. Zeugen Jehovas – Verfolgt wegen ihres Glaubens
Die Zeugen Jehovas lehnten den Hitlergruß und den Wehrdienst ab, was sie zu Feinden des Regimes machte.
• Etwa 1.500 Zeugen Jehovas wurden ermordet.
• Viele wurden in Konzentrationslagern inhaftiert und mussten den lila Winkel tragen.
• Sie wurden gezwungen, ihren Glauben aufzugeben – wer sich weigerte, wurde hingerichtet.
—
6. Polnische und andere slawische Zivilist:innen – Opfer der NS-Rassenideologie
Die Nazis betrachteten Slaw:innen als „Untermenschen“ und planten ihre systematische Vernichtung.
• Über 1,8 Millionen polnische Zivilist:innen wurden ermordet.
• Hunderttausende Tschech:innen, Russ:innen und andere Slaw:innen wurden in Konzentrationslagern getötet.
• Viele wurden als Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet.
Besonders brutal war die Ermordung der polnischen Intelligenz – Lehrer:innen, Priester und Wissenschaftler:innen wurden gezielt getötet.
—
7. Opfer medizinischer Experimente – Grausame Menschenversuche
In Konzentrationslagern führten SS-Ärzte grausame Experimente durch:
• Josef Mengele testete an Jüd:innen und Sinti/Roma, oft an Kindern.
• Experimente mit Unterkühlung, Gift und Infektionen wurden an Gefangenen durchgeführt.
• Viele Opfer starben qualvoll oder wurden nach den Tests ermordet.
—
8. Warum müssen wir uns an alle Opfer erinnern?
Die Shoah war der zentrale Völkermord der Nazis, aber viele weitere Gruppen wurden systematisch verfolgt und ermordet.
• Die Erinnerung an diese Verbrechen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass sich solche Gräueltaten nie wiederholen.
• Viele Opfergruppen wurden lange ignoriert oder erst spät anerkannt.
• Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung existieren auch heute noch – wir müssen wachsam bleiben.
Die Geschichte der Shoah und der weiteren NS-Verbrechen ist eine Mahnung an die Menschheit. Nur durch Erinnerung und Bildung können wir verhindern, dass sich solche Verbrechen wiederholen.
Was denkst Du darüber? Lass es mich wissen!